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Wintersonnwend – die Mutternacht ist die längste Nacht des Jahres. Nun wird das Licht neu geboren. Es kehrt endlich wieder! In manchen Jahren fällt die Sonnwend auch auf den 22.12. Der lang ersehnte Wendepunkt nach der immer düster werdenden dunklen Zeit! Unser Weihnachten mit den vielen Kerzen und Lichtern und immergrünen Gehölzen ist natürlich das christianisierte Julfest. Ursprünglich wurde jedoch die Sonne gefeiert, die nach der dunkelsten Nacht wieder an Helligkeit gewinnt, neu geboren wird - ein heiliger Moment!

Mancherorts wurde ein „Julblock“ eingeholt und ein Jahreszeitenkranz gebunden. Der Jahreszeitenkranz symbolisiert mit den vier Kerzen die vier Jahreszeiten (die vier Himmelsrichtungen, die vier Elemente, den Mondzyklus) – unser heutiger Adventskranz. Die Menschen gingen davon aus, dass sich die unsterbliche Vegetationsgottheit über den Winter in die immergrünen Zweige der Fichten und Tannen zurückgezogen hatte. Mit dem Licht der Kerzen am Julfest erweckte man die Vegetationsgottheiten und das Licht symbolisch zu neuem Leben. (Siehe auch unser Weihnachtsbaum.) Sind die Kerzen rot, symbolisiert es ebenfalls das Leben - das pulsierende Lebensblut unserer Mutter, der Erde, und auch unser eigenes.

Im Herd wurden die Feuer gelöscht und neu entzündet. Der „Julblock“ (nicht zu verwechseln mit dem "Julbock"), oder auch "Julklotz" genannt, wurde gesegnet und neben dem Herd als Wetterzauber aufbewahrt, oder je nach regionaler Tradition im heiligen Feuer der Sonnwend im Herd verbrannt. (Es war meist ein Eichenholzscheit. Konnte aber auch ein Birken- oder Eschenholzscheit sein.)

Opferbrote wurden als Dank für die übers Jahr erhaltenen Gaben gebacken und den vier Elementen übergeben – Wind, Wasser, (Herd)Feuer und der Erde.
Lebende Tiere konnten die wenigsten Menschen opfern, da wertvolles Nutztier hätte geschlachtet werden müssen. Aus diesem Grund backte man Plätzchen in Form der Opfertiere und übergab sie den „hungrigen Geistern“. Selbst gegessen, erhoffte man sich, die Kräfte der dargestellten Tiere einzuverleiben. (Denke an die Naturvölker, die das heute noch in Ritualen praktizieren.)
Auch Mond, Sonne oder Sterne waren Symbole für die Kräfte der Natur – allesamt Symbole unserer heutigen Weihnachtsplätzchen!

Geräuchert wurde in dieser Zeit mit Pflanzen, die die Sonnensignatur in sich tragen: Alantwurzel, Beifuß, Fichten- oder Tannenharz, Ilexbeeren (Stechpalme), Johanniskraut, Mariengras, Mistel, Myrrhe, Nelke, Rosenblätter, Weihrauch und Zimt. Diese haben eine segnende und antidepressive Wirkung! (Ergänzend von Roswitha Stark: Eichenholz, Eibe, Immergrün, Apfel, Vanille.)

Es ist auch die Zeit der Innenschau. Nutzen wir die dunkle Jahreszeit wieder dafür. Wir müssen die Dunkelheit wertschätzen lernen, um neue Kraft zu tanken. Nur so können wir kraftvoll in den Frühling starten!
Nutze also diese Zeit der Dunkelheit für sich, schalten ab, entspanne, fülle deine Energiereserven wieder auf. Wir wissen in unserer schnelllebigen Zeit oft nicht mehr, was Geduld und Ausdauer bedeutet. Jetzt ist nicht die Zeit, um hastig voranzukommen - alles dauert seine Zeit. Wenn die Zeit kommt, wird uns die Natur ihr Signal geben. Sobald der Samen reif ist, wird er keimen. Das passiert nun ganz ohne unser Zutun.
Gehe am Ende des Jahres bewusst durch das vergangene Jahr – mit allen Lernprozessen und Erfahrungen, die du gemacht hast. Die Natur macht es uns vor – wir zehren jetzt von der Ernte, die wir im Herbst eingebracht haben.

Persönliche Fragen zum Julfest: Was will von mir neu geboren werden und was will ans Licht? Welcher Same ruht in mir, der bald keimen wird? Welche Träume will ich verwirklichen?