Bitte auch auf den Menüpunkt "Altes Wissen - Handwerk, Jahreskreisfeste & Natur" klicken:
Ostara, die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, beendet im Jahresverlauf die dunkle Zeit. Nach jedem Winter kommt der Frühling und bringt neues Wachstum und Licht - auch in unser Leben. Die Zeit der Innenschau ist nun zu Ende. Nun beginnt das lichte Halbjahr bis zur Herbst-Tagundnachtgleiche. Die germanische Frühlingsgöttin Ostara erwacht nun zu neuem Leben! Alles sprießt und wächst. Die Luft wird wärmer und es riecht ganz anders als in der kalten Jahreszeit. Natur und Mensch drängt es nun wieder nach draußen!
An diesem Fest wird die Wiederkehr des Lebens gefeiert. Es hat viel mit Fruchtbarkeit, Fortpflanzung und Sexualität zu tun. Die Menschen flirten wieder und gehen auf Partnersuche - das ist jedes Jahr im Frühling immer sehr schön zu beobachten. Auch die Vögel trällern wieder lautstark ihre Lieder. Alles ist erfüllt von Leben und Aktivität.
Da die
Kirche der Sexualität stets kritisch gegenüberstand, wurde auf
dieses alte Fest Ostern mit der Feier der Auferstehung Christi
gelegt und damit eigentlich das Prinzip der Unsterblichkeit.
(Wer sich schon gefragt hat, warum Ostern zu keinem festen
Datum ist: Unser Osterfest richtet sich nach dem ersten
Vollmond im Frühling zwischen dem 21. März und 25. April, da
sich hier nach dem Neuen Testament die Auferstehung Christi
ereignet haben soll.)
Unsere Vorfahren, die Kelten und Germanen, waren weniger prüde
- sie folgten dem, was die Natur vorgab, und gaben sich der
Lust und Freude hin. Unsere heutigen Symbole zeigen noch die
Bedeutung des ursprünglichen Festes: Hasen, Marienkäfer, Eier –
alles Symbole der Fruchtbarkeit.
Vielerorts brennen auch heute noch die Osterfeuer in der Nacht auf Ostersonntag. Hier lebt die alte Tradition fort! Das Licht, welches nun endgültig die Dunkelheit vertrieben hat, wird begrüßt und das Feuer, das nun wieder in allem Leben brennt. Es wurde freudig getanzt, oft wurden dabei aus Gundermann gebunde Kränze getragen. Das angebrannte Holz der Osterfeuer wurde übrigens in früheren Zeiten in die Häuser gebracht. Es besitzt - wie auch der Julblock - Macht gegen Gewitter.
Palmzweige
(Weidekätzchen) und der Frühlingsherold (Ankündiger des
Frühlings) werden nun gebunden und im segnenden Rauch geweiht.
Der Palmbuschen wird als Symbol des Friedens im
„Herrgottswinkel“ (= eine christliche Zimmerecke in der
bäuerlichen Wohnstube) bis zum nächsten Osterfest
aufgehängt.
Für Schutz und Fruchtbarkeit ist der Frühlingsherold zuständig,
den man vor die Tür stellt oder am Gartenzaun befestigt. Alle
magischen Gebinde werden beim darauffolgendem Jahreskreisfest
im Feuer verbrannt, um Platz für neue zu schaffen. Ebenso
geweiht wurden Eier, Brot, Schinken und Salz, die dann am
Osterfest verspeist wurden.
In
christlichen Traditionen Süddeutschlands wurden am Karfreitag
nochmals Haus und Hof mit reinigendem Rauch gereinigt.
Es ist leider nicht sehr viel überliefert, welche Bräuchte aus
früheren Zeiten kommen und von der Kirche übernommen wurden.
Durch das Reinigen und Weihen von Speisen und Gebinden mit
Rauch und das Brennen der Osterfeuer, ist es jedoch
naheliegend, dass es sich um alte Bräuche handelt, die sich bis
zum heutigen Tag erhalten haben.
Ein anderer
Brauch an Gründonnertag ist eine Suppe aus neunerlei frischen
Kräutern*. Es musste etwas Grünes auf den Tisch. Die Germanen
glaubten dadurch an der Natur teilzuhaben. Sie spendet Leben
und hat heilige Kräfte. Sie wollten sich dadurch mit den guten
und heiligen Kräften der Natur verbinden. Schon Hildegard von
Bingen, die Äbtissin aus dem 12. Jahrhundert, hat geschrieben:
„Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft
ist grün.“
Die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche ist eine gute Zeit für Anfänge aller Art. Der Samen, der an den vergangen Festen gelegt wurde und im Stillen gekeimt hat (siehe Allerseelen/ Samhain, Julfest/ Winter-Sonnwend und Imbolc/ Lichtmess), kommt nun an die Oberfläche. Nun ist Aktivität und Umsetzung gefragt. Alles steht unter dem guten Stern von Ostara. Da die Phase der Innenschau nun beendet ist, geht sie in Aktivität über. Zeige dich also wie der Frühling in deiner ganzen Pracht!
Räucherpflanzen:
Reinigend: Alant, Engelwurz, Thymian, Copal, Lavendel.
Segnend: Alant, Copal, Lavendel, Myrrhe, Rose und
Weihrauch.
Ergänzend von Roswitha Stark - Pflanzen, die sich zum Schmücken, Räuchern und Wertschätzen an Ostara eignen: Schlüsselblume, Huflattich, Tausendschön, gelbe Lilien, Küchenschelle, Frühlingskräuter, Brennnesseln, Löwenzahn, Gänseblümchen, Birke, Weide, Rosenblätter.
Persönliche Fragen zu Ostara: Wie kann das junge Pflänzchen in mir in die Welt hinein sichtbar werden? Welche Nahrung, Pflege und Raum braucht es nun?
* Die Zahl 9 gilt in allen Kulturkreisen als heilig. Mit der höchsten Schwingung ist sie die Zahl der Vollkommenheit und des göttlichen Bewusstseins. Sie war der weiblichen Muttergöttin geweiht, die das neue Leben bringt und schützt.