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Die mystischen Rauhnächte gehören zwar nicht zu den acht Jahreskreis-Festen, ich möchte sie aber dennoch erwähnen, weil ich sie persönlich einfach toll finde! Sie beginnen seit der römischen Antike meist nach der Heiligen Nacht vom 25. auf den 26. Dezember. Sie dauern bis zum 6. Januar also Heiligdreikönig (dem Perchtentag). Ursprünglich begannen sie jedoch bereits vor dem Julfest, der Wintersonnwende, vom 14. auf den 15. Dezember und endeten 12 Nächte später. Das keltische neue Jahr beginnt zur Sonnwend, so dass auch bei diesem Zeitraum 6 Tage im alten Jahr und 6 Tage im neuen Jahr liegen. (Mancherorts beginnen Sie jedoch am 21., 23. oder 24. Dezember und haben mal mehr oder weniger Tage. Lass Dich davon aber nicht verwirren und nimm einfach den Zeitpunkt, der sich für Dich richtig anfühlt. Es gibt hier keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt.)

Es ist die Zeit zwischen den Jahren. Winterstürme fegen über das Land und hungrige Raubtiere kamen den Menschen immer näher auf der Suche nach Nahrung. Früher verließ man nach hereinbrechen der Dunkelheit das schützende Haus nicht mehr. Zumal z.B. im Alpengebiet die Percht mit ihrem wilden Gefolge übers Land reitet (in Mitteldeutschland Frau Holle). Die Percht herrscht über Leben und Tod. Sie sammelt die toten, verirrten Seelen ein, die bis zu den Rauhnächten umherirren und durch das Land jagen. Sie kann ihre Gestalt verändern und zeigt sich mal gütig oder schrecklich und gelegentlich als Tier oder Bettler. Auch das Herz der Lebenden wird von ihr gelegentlich geprüft. In früheren Zeiten fürchteten die Menschen in der Dunkelheit auf ihr Heer zu treffen und aus Versehen mitgenommen zu werden. Außerdem treiben alle möglichen Geister in dieser Zeit mit den Menschen ihren Schabernack. Also besser auch keine Wäsche ins Freie hängen.
In manchen Gegenden stellte man Buchsbäume rechts und links neben die Eingangstüre. Die Geister, die nachts ins Haus wollen, müssen erst alle Blättchen zählen, bevor sie eintreten dürfen – was bis zum Morgengrauen nicht möglich war.

Im Norden Europas ist es Wodan/ Odin mit seinen Wölfen Geri und Freki und seinen zwei Raben Hugin und Munin (der Gedanke und die Erinnerung), der in den Rauhnächten mit seinem achtbeinigen Pferd Sleipnir in wilder Jagd durch die Lüfte zieht.

(Bleiben Sie in diesen unruhigen Tagen und Nächten also besser im Haus. 😉)

Um die Geister zu besänftigen und die Tage gut zu überstehen, kann man die Räume räuchern, mit den Ahnen Kontakt aufnehmen oder den Geistern Essen vor die Türe stellen - auch für Sleipnir.

In den Rauhnächten wurde auch viel orakelt. Jede Nacht der zwölf Nächte steht für einen Monat des kommenden Jahres. Eine andere Tradition besagt, dass die ersten sechs Nächte dazu da sind, um Vergangenes abzuschließen. Die nächsten sechs Nächte, um das Kommende zu visualisieren. Wiederrum eine andere Überlieferung besagt, dass die drei Nächte zwischen dem 21. und 24. Dezember besonders sind - die Losnächte. Hier wurde viel orakelt, in der Hoffnung Glück zu haben. (Auch das Los aus der Lotterie hat hiermit zu tun.)

Während der Rauhnächte wurde mit weihenden Pflanzen und Harzen Haus, Hof und Stall "gereinigt".
Weit verbreitet ist immer noch der Brauch K+M+B (C+M+B) und die Jahreszahl oben auf den Türrahmen der Eingangstür zu schreiben. Dieses Schutzritual ist heute nach Kaspar (Caspar), Melchior und Balthasar benannt, bzw. nach der katholischen Kirche christus mansionem benedicat = Christus segne dieses Haus. Im frühen Mittelalter stand es jedoch für Katharina, Margarete und Barbara – den heiligen drei Frauen. In vorchristlicher Zeit nannte man sie Einbeth (Erde), Wilbeth (Sonne) und Warbeth (Mond)– die drei alpenländischen Bethen als Ausdruck der weiblich-göttlichen Trinität. (Deren Namen kommen regional in unterschiedlichen Varianten vor.)

Schon mit der Adventszeit Ende November beginnt die besinnliche Zeit, die für uns heutzutage am 06. Januar endet. Nutzen Sie diese Zeit für Ihre eigene Innenschau. Vielleicht möchten Sie dabei auch die Mondphasen nutzen? Ich zeige Ihnen sehr gerne wie!

Auch die Perchtnacht hat in vielen Gegenden eine traditionelle Bedeutung. Es handelt sich hier um die 12. Nacht der Rauhnächte. (In diesem Fall vom 5. auf den 6. Januar. Der 6. Januar wird auch als Perchtentag bezeichnet.) Diese Nacht wird die "Nacht der Wunder" genannt, da die Percht hier ihre Gaben verteilt. Die Schleier zur Anderswelt sind hier nochmals besonders durchlässig. Wie wäre es mit einem Sprung über das Perchtenfeuer? Mit dem Perchtensprung übergeben wir symbolisch alles, was wir loslassen wollen, dem Feuer und "senden" unsere Wünsche dabei nochmals gedanklich an die Percht, damit sie uns bei der Verwirklichung helfen kann. Und natürlich kann in der Glut des Feuers auch nochmals orakelt werden. Vielleicht hat sie Ihnen etwas zu sagen? "Hören" Sie zu...

Übrigens: Vielerorts auch eine alte Tradition sind die 12 Sperrnächte. (Oder auch Dunkelnächte genannt, da es sich um die längsten Nächte des Jahres handelt.) Sie beginnen ab dem 8.12. und enden am 20.12, dem Tag vor dem Julfest.

Die Dunkelnächte gelten als optimale "Aufräum- und Loslasszeit" die im Dezember schon vor den Rauhnächten stattfindet. Es geht dabei um Klärung, Reinigung, Besinnung und auch das bewusste Loslassen und vollständigen Abschliessen des alten Jahres. So kann man z.B. die Dunkelnächte nutzen, um täglich einen Monat des vergangenen Jahres anzuschauen, abzuschließen und alles loszulassen. In den Rauhnächten kann man dann die 12 Monate des neuen Jahres bewusst "erschaffen". 

Wie Sie sehen, gibt es viele Tradionen in dieser dunklen Zeit des Jahres. Letztendlich geht es jedoch immer um den Rückzug (zur Ruhe kommen) und die eigene Innenschau. Das Loslassen und das Erschaffen! Wenn Sie diese Zeit bewusst begehen möchten, dann spüren Sie einfach in sich hinein. Was (und welche Vorgehensweise) fühlt sich für Sie stimmig an? Ja, und dann: Let's do it! 

Räucherpflanzen:

Reinigung und Schutz: Bartflechte, Beifuß, Engelwurz, Eschensamen, Fichtenharz, Holunder, Lavendel, Meisterwurz, Mistel, Salbei.

Zum Orakeln: Alraunenwurzel, Beifuß, Bilsenkraut, Lorbeer, Mistel, Schafgarbe.

Segnend: Mariengras, Myrrhe, Rose, Weihrauch.